Was die OeBB mit den ÖBB zu tun hat
Was die OeBB mit den ÖBB zu tun hat - Vereinbarung von 1956
Die Oensingen-Balsthal-Bahn feierte am 17. Juli 2024 ihren 125. Geburtstag. Das Kürzel der Oensingen-Balsthal-Bahn war zu Beginn ÖBB, später wurde es in OeBB umgewandelt. Diese Umbenennung hat mit einer Vereinbarung zwischen der Oensingen-Balsthal-Bahn und der jüngeren, jedoch viel grösseren Schwester im Osten, den Österreichischen Bundesbahnen zu tun.
Die Oensingen-Balsthal-Bahn wurde am 4. Juni 1898 gegründet und nahm am 17. Juli 1899 den Betrieb auf. Die Bahn in Österreich hiess damals Kaiserlich-königliche österreichische Staatsbahn mit dem Kürzel kkStB. Mit und nach dem 1. Weltkrieg wurde die Bahn mehrmals umbenannt. 1918 in Deutschösterreichische Staatsbahnen DÖStB, 1919 in Österreichische Staatseisenbahn ÖStB und 1921 in Bundesbahnen Österreich BBÖ. Nach dem zweiten Weltkrieg 1945 wurde wieder der Name Österreichische Staatseisenbahn ÖStB verwendet. Bereits 1947 wurde der Name wieder angepasst, seither heisst die Gesellschaft in unserem östlichen Nachbarland Österreichische Bundesbahnen. Das Kürzel dazu war ÖBB, die Fahrzeuge waren jedoch immer noch mit BBÖ beschriftet, da das Kürzel ÖBB von einer kleinen Schweizer Privatbahn besetzt war.
Bei der 1922 gegründeten Union international de chemin de fer UIC in Paris waren alle Eisenbahngesellschaften und Güterwagenhalter mit ihrem Kürzel gemeldet. Jedes Kürzel war einmalig. Die Oensingen-Balsthal-Bahn besetzte das Kürzel «ÖBB», die Österreichnischen Bundesbahnen wurden mit dem Kürzel BBÖ eingetragen, weil ihr Kürzel 1922 BBÖ war. Die Kollegen im Osten wollten jedoch ab 1947 ihr neues Kürzel ÖBB offiziell verwenden. So kam es zum Kontakt zwischen der grossen und der kleinen ÖBB. Damit das Kürzel ÖBB übergeben werden konnte, muss dies auf der Stufe UIC angepasst werden.
Die OeBB besass von Beginn weg eigene Güterwagen, mit welchen Güter von Balsthal und Klus nach halb Europa versendet wurden. Diese Güterwagen hatten das Kürzel ÖBB und kehrten somit immer wieder nach Balsthal zurück. In Zusammenhang mit dem 1953 eingeführten europäischen Güterwagenpool gab die OeBB dies auf. Die eigenen Wagen wurden nicht mehr für die Güterzüge nach ausserhalb der OeBB verwendet und wurden 1964 zum grössten Teil auch ausrangiert. Die OeBB gab damit ihr Kürzel ÖBB bei der UIC zurück und es wurde für die Österreichischen Bundesbahnen frei. Das 1956 abgeschlossene Abkommen zwischen der Oensingen-Balsthal-Bahn und der Österreichischen Bundesbahn sah vor, dass sich von nun an die kleine Schweizer Privatbahn immer mit OeBB schreibt und die grosse Schwester das ÖBB verwendet.
Die Schreibweise mit einem kleinen Buchstaben im Kürzel stellt heute noch eine Besonderheit dar. Alle Eisenbahnfahrzeuge brauchen heute eine eindeutige 12-stellige Fahrzeugnummer sowie eine Fahrzeughalterbezeichnung, welche an jedem Fahrzeug angeschrieben sind. Die Fahrzeugnummer und die Halterbezeichnung sind im Nationalen Fahrzeugregister festgehalten und sind Teil des europäischen Fahrzeugregisters ECVVR. Die Fahrzeughalterbezeichnung für die Oensingen-Balsthal-Bahn ist «CH-OeBB». Die OeBB ist eine der sehr wenigen Fahrzeughalter, welche im über 300-seitigen Register der European Railway Agency einen kleinen Buchstaben im Kürzel hat und auch so verwenden darf.
Die Oensingen-Balsthal-Bahn ist und bleibt somit seit 125 Jahren europäisch eine Besonderheit. Dies nicht nur in der Bezeichnung des Kürzels, sondern auch mit dem Status der kürzesten, europäisch interoperablen Eisenbahnlinie Europas